HERI GAHBLER
Ausbildung
Durch meine mehrjährige Ausbildung in Japan bin ich zunächst von japanischen Lacktraditionen geprägt. Im Mittelpunkt der Ausbildung in Wajima stand das Erlernen klassischer Lacktechniken auf handwerklich höchstem Niveau. Die im Anschluss an meine Rückkehr aus Japan entstandenen Arbeiten weisen noch Anklänge an diese Traditionen auf. Bezeichnend dafür ist die Begründung eines japanischen Jurors, der die Auszeichnung für meine Lackarbeit mit folgenden Worten kommentierte: Er sei beeindruckt, wie ein Europäer ein so japanisch anmutendes Stück schaffen könne.
Präzision
Zum Gelingen eines Lackwerkst muss ich von Beginn an äußerst präzise arbeiten. Dann wird die fertige Lackarbeit neben der darin enthaltenen Zeit auch die gewünschte Ruhe ausstrahlen. Die Zeiträume, in denen ich mich in der Welt von
urushi
bewege, gehen weit über heute übliche und vermittelbare Dimensionen hinaus. Nur ein selbstkritisches Hinterfragen der eigenen Perfektionsansprüche bewahrt mich davor, mich völlig in der Zeit zu verlieren.Für den wie ein schwarzer Spiegel wirkenden Hochglanzlack ist ein ungewöhnlich hohes Maß an Präzision erforderlich. Zu wenig Präzision hinterlässt einen flatterigen Eindruck. Andererseits nimmt eine maschinengleiche Perfektion der Lackarbeit die Lebendigkeit, die Handarbeit ausmacht, und lässt sie erstarrt wirken.
Ideen
Als Künstler erlebe ich es als Privileg, Leben und Arbeit direkt miteinander verbinden und selbst bestimmen zu können. Die kreative Arbeit beginnt schon lange, bevor ich den Skizzierstift in die Hand nehme oder erste Lackmuster fertige. Ideen für neue Arbeiten kommen spontan als Gedankenblitze oft abseits meiner künstlerischen Arbeit Eine kurz wahrgenommene Form, eine Struktur kann der Auslöser sein. Der erste, kaum greifbare Eindruck wird zu einer intensiven Reflexion über die vielfältigen Umsetzungsmöglichkeiten und ihre Hemmnisse. Mancher Ansatz wird verworfen, lässt sich nicht abschütteln und steht in neuer Form wieder auf. Erst an Hand anschaulicher Musterarbeiten kann ich absehen, ob diese Idee sich mit dem Material Lack umsetzen lässt. Die Entscheidung dafür fällt letztlich intuitiv. Der gesamte Schaffensprozess von der ersten Idee bis zu deren Umsetzung in Lack hat somit unmittelbar mit mir zu tun und das empfinde ich trotz des hohen Zeit- und Arbeitsaufwands als sehr bereichernd.